Foodforest Ketelbroek

Foodforest Ketelbroek

Steckbrief

NameFoodforest Ketelbroek
OrganisationsformLandwirtschaftliches Unternehmen
KategorieFood Forest
Größe2,4 Hektar
Gründungsjahr2009
OrtNiederlande
Groesbeek
FunktionUmwelt
Lebensmittelproduktion
Bildung
ArbeitskräfteZwei Besitzer,
Ernte: mit GeschäftskundInnen;
Aufbau: Hilfe von FreundInnen
Management und MethodenMinimaler Eingriff,
Kerntätigkeiten:
-Ernte
-Bildungsangebote
-Kundenkoordination
Bildung:
-Führungen auf dem Gelände
– Univorlesungen
– Beratungen
FinanzierungZumeist Privatfinanzierung
Finanzierung von ökologischen Umbaumaßnahmen durch die örtliche Wasserbehörde
DesignSonnenfang, Teich, wilde Zone, kleiner Schulgarten
Websitewww.facebook.com/foodforestketelbroek

Videos


Entstehungsweg des Waldgartens

Bei Pionieren – Eine Geschichte über die Entstehung des Waldgarten Ketelbroek 

von Marlene Pappenberger

Beatrice nimmt heute an einer Führung durch den Waldgarten Ketelbroek teil. Sie wohnt nahe an der niederländischen Grenze in Kleve und hat erst vor kurzem von diesem Ort erfahren. Da Beatrice gerade ihr Abitur gemacht hat und überlegt, biologische Landwirtschaft zu studieren, interessiert sie sich sehr für alternative und nachhaltige Arten der Lebensmittelproduktion.

Vor kurzem war sie, auf Empfehlung einer Freundin, im Restaurant Groesbeek essen. Dort entdeckte sie auf der Speisekarte einige unbekannte Zutaten. Neugierig geworden erkundigte sie sich beim Restaurantbesitzer Emil nach deren Herkunft. Emil erzählte Beatrice von Wouter van Eck und seinem Waldgarten in der Nähe. Er berichtete, dass er sich jeden Montag mit Wouter trifft, um zu sehen welche Lebensmittel reif sind und zu überlegen, welche Gerichte er damit zubereiten kann. Emil hat Wouter um diese Kooperation gebeten, ihm bleiben dadurch lange Lieferwege erspart und es ist ihm möglich ausgefallene Spezialitäten mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln auf seiner Speisekarte anzubieten. Beatrice ist begeistert, dass Lebensmittel, die für sie exotisch klingen, aus der Region kommen. Sie beschließt den Waldgarten Ketelbroek näher kennenzulernen.

Da steht sie nun mit einer Gruppe weiterer Interessierter inmitten eines kleinen Urwaldes. Umgeben von einem permanenten Summen, Piepen und Zwitschern führt sie Wouter durch die verschiedenen Teile des Gartens und erzählt dabei dessen Geschichte. Beatrice ist fasziniert. Dichtes Grün erfüllt den Ort, überall wächst, wuchert und blüht es.  Im ersten Moment sieht es fast verwildert aus, doch Wouter kann zu jeder Pflanze und deren Funktion etwas erzählen. So wird schnell deutlich, dass in der vermeintlichen Wildnis ein System herrscht. Die Idee für diesen Ort entstand als Wouter in Kenia war, um dort Entwicklungsprojekte zu analysieren. Dort machte er in einem Tal eine interessante Entdeckung. Die eine Seite des Tales wurde von Monokulturen dominiert, während die andere Seite durch ein sehr diverses System geprägt war. Ihm wurde schnell klar, dass das diverse System viel resistenter war und einen viel positiveren Einfluss auf die Umwelt hatte. Deshalb entschloss er sich 2009 mit einem Freund ein Maisfeld zu kaufen und den ersten privaten Waldgarten in den Niederlanden anzupflanzen. Lachend erzählt er von seiner anfänglichen Ungeduld als er zu schnell zu viel wollte und früh begonnen hat zu pflanzen. Ebenfalls auf die Probe wurde seine Geduld durch die Bürokratie und die oft langwierigen Entscheidungsprozesse gestellt.

Beatrice und die anderen vernehmen lautes Quaken, suchend drehen sie sich nach der Geräuschquelle um. Wouter bemerkt die Reaktionen der Teilnehmer und erklärt, dass das eine Art Oase für die Amphibien sei. In dem abgeflachten Areal entdeckt Beatrice sofort ein paar Frösche. Es sieht ein bisschen aus wie ein wuselndes Wimmelbild. Die örtliche Wasserbehörde war auf der Suche nach einem solchen Ort und hat deshalb die Absenkung des Gebietes finanziert. Vermittelt hat dabei die örtliche Naturschutzgruppe. Für den Waldgarten hat das auch viele Vorteile, da die Kröten und Frösche zum Beispiel Schnecken fressen, sagt Wouter und schaut zufrieden auf die Tiere.

Auf ihrem weiteren Weg gelangt die Gruppe in den romantischen Teil des Gartens, wie Wouter ihn nennt. Hier gibt es über 200 Pflanzenarten und Wouter erzählt von der Überzeugungskunst Emils, Lebensmittel an dessen Restaurant zu verkaufen. Wouter dachte, sein Waldgarten sei noch nicht bereit dafür. Im Nachhinein ist er aber glücklich mit der Entscheidung. Neben Emil gibt es mittlerweile noch eine Brauerei und einen Catering-Service, die ihre Lebensmittel vom Waldgarten kaufen. Beatrice ist begeistert, dass es einen lokalen Markt für die Lebensmittel gibt. Doch kann Wouter damit seinen Lebensunterhalt bestreiten?  Ein Waldgarten braucht Zeit, um sich zu entwickeln und so hat es doch etliche Jahre gebraucht, bis die Lebensmittel verkauft werden konnten. Und auch jetzt reiche das noch nicht um davon zu leben, jedoch steigen die Erträge jährlich. Zum Glück, meint Wouter, könne er sich mit Vorträgen und Beratungen über Nahrungsmittelwälder finanzieren.

Die Gruppe kommt an einer kleinen Parzelle vorbei in dem Gemüse angepflanzt ist. “Das ist der Schulgarten”, erklärt Wouter, “in dem die Kinder Gemüse anbauen und Unkraut jäten.” Beatrice stellt sich vor, wie schön es gewesen wäre, als Kind in einem solchen Garten zu werkeln. Vielleicht hätte sie dann heute einen grünen Daumen.

Eine ältere Dame neben Beatrice fragt, wie Wouter es schaffe, das Ganze zu organisieren und zu bepflanzen. Vor allem die Hilfe von Freunden hat das am Anfang möglich gemacht. Außerdem helfen beim Ernten teilweise die Kunden des Waldgartens. Nach ein paar Sekunden fügt er hinzu, dass er mit einer weiteren Person eine Firma gegründet habe, um den Waldgarten zu initiieren, auch das habe vieles vereinfacht.  Wouter betont zudem, dass fast gar nicht in das System eingegriffen wird. Das System könnte sich ohne menschliche Einwirkung tragen, aber da Lebensmittel produziert werden sollen, wird natürlich geerntet und hier und da mal ein Ast gekürzt. Jedoch wird, abgesehen vom Schulgarten, kein Unkraut gejätet und Pestizide sind tabu.

Das Ende ihres Weges führt sie in den dunklen Wald. Der Name weist in die Zukunft, denn hier werden einmal die großen Bäume ihren Schatten werfen. Und tatsächlich empfindet Beatrice diesen Teil des Waldgartens schon jetzt als angenehm kühl und schattig.  Es ist eine weitere Gruppe unterwegs, allerdings sind es keine Besucher. Die jungen Leute stellen sich vor. Sie sind von der Universität in Wageningen und untersuchen den Einfluss des Waldgartens auf den Boden. Wouter nickt bekräftigend und fügt hinzu, dass das sehr spannend ist und ihm neue Erkenntnisse über den Garten liefert.

Beatrice ist am Ende der Führung ganz euphorisiert. Ihr ist klargeworden, dass es mehr Alternativen zur konventionellen Lebensmittelproduktion gibt, als sie dachte. Der Besuch des Waldgartens Ketelbroek hat sie zu der Erkenntnis gebracht, dass das Thema zum Einen für die Zukunft der Gesellschaft von enormer Wichtigkeit ist und sie zum Anderen ihre persönliche, berufliche Zukunft in diesem Bereich gestalten möchte.

Quellen:

Albrecht, S. (2018): Interview with Wouter van Eck, Co-owner of Food Forest Ketelsbroek. 12.07.2018.

Den Food Bosch (2017): Wouter van Eck: Basic Food Forest Principles. Online unter: https://www.youtube.com/watch?v=ueqjSVaTxaA (Stand: 01.06.20).

Permaculture Design (2017): Wouter van Eck over Voedselbossen. Online unter: https://www.youtube.com/watch?v=fQ2udqitScM (Stand: 01.06.20).

Dies ist eine rein fiktive Geschichte, die auf der Basis von Informationen aus den angeführten Quellen im Rahmen des Seminars „Waldgärten als multi-funktionale Nachhaltigkeitslösung verstehen“ an der Leuphana Universität Lüneburg entstand. Die Geschichte soll die Entstehungsgeschichte des Waldgartens sowie einige zentrale Erfolgsfaktoren und Barrieren veranschaulichen. Die eLearning Einheit “Storytelling in der Nachhaltigkeitskommunikation” unterstützte methodisch das Entstehen der Geschichte (https://elearning.sustelling.de/).


Nachhaltigkeitsbewertung

Bewertung des Waldgartens anhand ökologischer, ökonomischer und sozio-kultureller Parameter. Je größer das Tortenstück, desto nachhaltiger.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert