Peace of Land
Steckbrief
Name | Peace of Land |
Organisation | Permakulturakademie e.V. |
Kategorie | Forest Garden |
Größe | 0,4 Hektar (Gesamtfläche des Projektes) |
Gründungsjahr | 2016 |
Ort | Deutschland Berlin Prenzlauer Berg |
Funktion | Gemeinschaft Bildung |
Arbeitskräfte | Kerngruppe Gartenbau (8-10 Menschen), davon 2 finanzierte Teilzeitstellen für die Leitung von Bildungsveranstaltungen. ~36 Freiwillige insgesamt. Externe Trainer*innen als Auftragnehmer*innen. Studierende der TU Berlin. |
Management und Methoden | Entscheidungsfindung durch systematischen Konsens. Permakulutrelles Bauen und Gärtnern. Baumschule mit Produktion von Setzlingen, Saatgut & Kompost, Mulchen, Unterstützung von Nützlingen. Alle Seminare low-cost und Spenden-basiert. |
Finanzierung | Initialkosten: Bundesumweltministerium (Einrichtungskosten, 2 Teilzeitstellen für 2 Jahre), Anstiftung (kleine Finanzierung für ziviles Engagement), Lotto Stiftung (größere Finanzierung für Bauprojekte). |
Design | Entwurf des Gesamtprojektes aus dem Dragon Dreaming inkl. Waldgarten-Vision, Waldgarten von Thomas Reminarz inspiriert & co-designed, Waldgarten als Baumgilden angelegt mit ~180 Bäumen und Sträuchern neben Hochbeeten und Hügelbeeten. Aufgrund des unsicheren Pachtvertrages als Baumschule konzipiert: vier Bäume der gleichen Art pro Gilde. |
Website | www.peaceof.land |
Galerie
Entstehungsweg des Waldgartens
Ein Tag im Permakulturgarten Peace of Land
von Julia Rudek
„Irgendwo in dieser Straße sollte es jetzt eigentlich auftauchen!“ Leon wirft noch einmal einen Blick auf die Wegbeschreibung auf seinem Handy. Also gehen wir noch ein Stück weiter, bis wir an der Seite auf einmal ein Tor mit einem Schild sehen: „PEACE OF LAND – GEMEINSCHAFTSGARTEN.“ Jetzt sind wir doch noch pünktlich angekommen, der Workshop „Waldgarten-Praxis“ soll in 5 min beginnen. Als wir das Gelände betreten, sehen wir dort schon andere Leute warten. Nach ein paar kurzen Kennlerngesprächen finden wir heraus, dass Leute fast aller Altersgruppen dabei sind, unter anderem ein Ehepaar aus der Nachbarschaft und eine Mutter mit ihren beiden Kindern, aber auch ein paar Studis, die genau wie wir die Ausschreibung an der TU Berlin gesehen haben.
Dann kommt auch schon ein Mann mit Brille und Erdabdrücken auf seiner Hose auf uns zu. Er stellt sich uns mit einem freundlichen Lächeln als Daniel vor und wir beginnen mit einer kleinen Tour über das Gelände. Daniel zeigt uns eine Karte, auf der die verschiedenen Projekte von Peace of Land aufgezeichnet sind und wo sie sich befinden: Mini-Marktgärtnerei, Kompoststation, Pilzfarm, Bienen, Streuobstwiese… ich wusste gar nicht, wie viele unterschiedliche Projekte dieser Gemeinschaftsgarten umfasst, der Waldgarten selbst ist ja bloß ein ganz kleiner Teil davon! Während Daniel uns herumführt, schaue ich mich um und denke, dass das Gelände eigentlich trotzdem recht überschaubar ist. „Ca. 4000 qm insgesamt“, sagt Daniel. Es ist eben ein urbanes Projekt, erklärt er. Das spiegelt sich wohl auch im Boden wieder: die Gärtner*innen haben hier mit einem städtischen Kiesboden zu kämpfen, der es den Pflanzen eher schwer macht, genügend Wasser und Nährstoffe zum Wachsen zu finden. Deswegen haben sie auch eine Kooperation mit einem Einkaufszentrum in der Nähe und der lokalen Regierung hier, durch die sie an Kartons und Blätter zur Herstellung von Mulch kommen. Damit können sie die Bodenbeschaffenheit verbessern. Trotzdem, wo man auch hinschaut: um uns herum blüht und duftet, summt, kriecht und brummt alles – eine kleine Oase inmitten von Plattenbauten und Asphalt. Selbst das Wetter macht heute ausnahmsweise einmal mit – die Sonne strahlt uns von einem wolkenlosen blauen Himmel entgegen.
Als wir nach unserem Rundgang zum eigentlichen Waldgarten zurückgehen, gibt Daniel uns Zeit, um Fragen zu stellen. „Ich hab eine!“, sage ich. „Wie hat das alles hier eigentlich angefangen? Wie stampft man so ein Projekt aus dem Boden?“
Daniel denkt vier Jahre zurück. Er erinnert sich noch genau, wie alles begann, als Hannah und ihr Bruder Hannes 2016 das damals noch ungenutzte und brachliegende Gelände mit der Baracke entdeckten. Hier in Berlin, mitten im Prenzlauer Berg. So entstand die Idee, diesen kleinen Stadt-Urwald in ein Gemeinschaftsprojekt zu verwandeln. 17 Monate lang dauerten die Verhandlungen mit der Immobiliengesellschaft, Zeit genug, um ein Team für das Projekt zusammenzutrommeln. So war er selbst als Freund von Hannah und Hannes schließlich auch mit eingestiegen. Mit einem Lächeln erinnert Daniel sich an die vielen Planungstreffen, bei denen sie gemeinsam Visionen und Ideen entworfen und auch wieder verworfen hatten. Sie hatten Arbeitskreise gebildet und sich um Fördergelder bemüht, voller Motivation und Vorfreude, sogar bereit, für die erste Pacht zusammenzulegen und die Gebühr aus eigener Tasche zu stemmen. Daniel ist zufrieden mit allem, was sie sich hier aufgebaut haben. Vor allem, da nie Entscheidungen über seinen Kopf getroffen wurden, da das Team grundsätzlich versucht, im Plenum systematisch einen Konsens zu erreichen. Das ist zwar nicht immer leicht bei rund 36 Mitwirkenden, aber wenn alle sich bemühen und den Willen haben, auch wirklich einen Konsens zu erreichen, funktioniert es. Natürlich braucht man zwischendurch immer mal auch Unterstützung von außen. 2017 wurde für das Freiräumen des Geländes zum ersten Mal ein kommunales Event organisiert, bei dem die Nachbarschaft und alle anderen Interessierten mit anpacken und das Projekt kennenlernen konnten. Viele Neuinteressierte waren gekommen. Nicht viel später hatten sie dann mit dem ersten Anpflanzen beginnen können und nach und nach war das Projekt immer weiter gewachsen. Jetzt gab es nicht nur solche öffentlichen Events regelmäßig, sondern auch Workshops und Seminare, wie diesen zur „Waldgarten-Praxis“, den sie nun vor einer guten Stunde begonnen hatten.
Während Daniel uns all das über die Entstehungsgeschichte des Projekts erzählte, sind wir wieder beim kleinen Waldgarten angekommen. „Aber das sieht ja gar nicht aus wie ein Wald!“ ruft eins der Kinder aus unserer Gruppe empört. Daniel muss lachen als er das hört. „Ein Waldgarten muss auch nicht unbedingt wie ein richtiger Wald aussehen“, erklärt er nachsichtig, „es soll ja auch kein normaler Wald sein. Wir versuchen hier die Struktur von einem Waldrand für uns zu nutzen, indem wir zum Beispiel Bäume und Sträucher mit essbaren Früchten pflanzen, aber auch Tieren Platz lassen, hier zu leben. Unser Gelände ist nur sehr klein, hier ist gar nicht genug Platz für einen richtigen Wald. Es soll mehr ein Lernort sein, für Leute wie dich.“ An alle gerichtet erzählt er uns dann von der ungewissen Pachtdauer des Geländes. Die Verträge waren bisher immer nur auf ein paar Jahre befristet. Er zeigt auf die jungen Bäume vor uns: „Deswegen ist unser Waldgarten auch eher als Baumschule angelegt. Langfristige Projekte sind in dieser unsicheren Situation einfach nicht wirklich sinnvoll.“
Und so beginnt jetzt unser eigentlicher Workshop. Daniel zeigt uns, was hier so alles wächst und erklärt uns mehr darüber, was ein Waldgarten eigentlich genau ist und wie man das Ganze plant und umsetzt. Später werden wir noch gemeinsam ein bio-veganes Mittagessen zusammen genießen und morgen und übermorgen werden wir wiederkommen, denn der Kurs zieht sich über das ganze Wochenende. Ich lache freundschaftlich über meinen Freund, während er sich abmüht einen jungen Baum auszubuddeln und umzupflanzen. Wer weiß, vielleicht gefällt es uns hier nach diesen drei Tagen auch so gut, dass wir demnächst öfter mal hier aufkreuzen und selber mitmachen!
Quellen:
Albrecht, Stefanie (2018): Solution Inventory of Food Forests and Forest Gardens. Leuphana Universität Lüneburg.
Peace of Land: https://www.peaceof.land/ und https://www.facebook.com/peaceofland.berlin (Stand: 23.06.2020).
Permakultur Institut: Praxisorte – Peace of Land: https://permakultur.de/ort/peace-of-land/ (Stand: 23.06.2020).
Berlin im Wandel (2017): Reclaim your Brachfläche – ein neuer Gemeinschaftsgarten im Prenzlauer Berg http://berlin.imwandel.net/artikel/peace-of-land-gemeinschaftsgarten-permakultur-prenzlauer-berg/ (Stand: 23.06.2020).
Dies ist eine rein fiktive Geschichte, die auf der Basis von Informationen aus den angeführten Quellen im Rahmen des Seminars „Waldgärten als multi-funktionale Nachhaltigkeitslösung verstehen“ an der Leuphana Universität Lüneburg entstand. Die Geschichte soll die Entstehungsgeschichte des Waldgartens sowie einige zentrale Erfolgsfaktoren und Barrieren veranschaulichen. Die eLearning Einheit “Storytelling in der Nachhaltigkeitskommunikation” unterstützte methodisch das Entstehen der Geschichte (https://elearning.sustelling.de/).
Nachhaltigkeitsbewertung
Bewertung des Waldgartens anhand ökologischer, ökonomischer und sozio-kultureller Parameter. Je größer das Tortenstück, desto nachhaltiger.