FAQs

Grundlagen und Definitionen
zu Nachhaltigkeit & Waldgärten

Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit im Allgemeinen bedeutet, dass wir Menschen natürliche Ressourcen nur so nutzen, dass wir späteren Generationen diesen Nutzen nicht einschränken oder verwehren. Nachhaltigkeit ist demnach sowohl auf ökologischer, ökonomischer als auch sozio-kultureller Ebene von Bedeutung.


Was sind Nachhaltigkeitsprobleme? 

Betrachten wir die vier Ebenen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie, Soziales und Kulturelles – stoßen wir auf komplexe, interagierende Probleme und Interessenkonflikte. Planetare Grenzen, endliche Ressourcen, wirtschaftliche Stabilität, wachsende Bevölkerungszahlen und persönliche Sicherheit stellen Beispiele für nachhaltigkeitsrelevante Themen dar, die sich gegenseitig beeinflussen. Lösungen für die hierbei entstehenden Spannungsfelder zu finden, ist die Hauptaufgabe der Nachhaltigkeitsforschung.


Was sind Waldgärten?

Das Wort “Waldgarten” beschreibt eine angelegte Fläche mit überwiegend essbaren und mehrjährigen Pflanzen verschiedener Schichten. Ein nachhaltiger Waldgarten (Food Forest) sollte dabei eine Mindestgröße von 0,5 ha haben, um waldähnliche Ökosystemleistungen zu erreichen und sich als selbstregulierendes Ökosystem zu entwickeln.


Was sind die Unterschiede zwischen einem “Waldgarten”, “Food Forest”, “Forest Garden”, “Forest Edge Garden” und einer “Gilde”?

Um Waldgärten besser kategorisieren zu können, nutzen wir folgende Arbeitsdefinitionen:

  • Gilde:
    Kleinere Designs, wobei sich unterstützende Pflanzen um einen zentralen Baum herum angelegt sind. Waldgärten mit mehreren Gilden werden oft auch Kuppelwaldgarten genannt.
  • Forest Garden:
    Kleinere Systeme mit Waldgartenelementen und weniger als 0,5 ha Fläche. Der Begriff wird oft in Großbritannien verwendet und basiert auf Arbeiten von Martin Crawford und Robert Hart.
  • Food Forests:
    Waldgartensysteme ab 0,5 ha Landfläche und mind. 10% Baumkronendichte. Der Begriff wird oft in Australien verwendet und basiert auf der Arbeit von Permaktultur-Begründer Bill Mollison. Eine Mindestgröße findet sich selten in der Waldgartenliteratur, macht allerdings Sinn, um bestimmte Effekte zu erreichen (waldartiges Mikroklima, produktionsorientierter Lebensmittelanbau, etc.). In vielen Ländern, u.a. auch von der FAO (Food & Agricultural Organisation of the United Nations), ist ein Wald ab 0,5ha definiert.
  • Waldrandgarten:
    Ein Design, dass den Waldrand mit seinem mehrstufigen Aufbau, als Vorbild nutzt.

Was unterscheidet Waldgärten von Permakultur?

Ursprünglich umfasste das Konzept der Permakultur vor allem eine nachhaltige, regenerative Designmethode für alle Landschaftsformen. Heute beschreibt das Konzept darüber hinaus eine Lebenskultur und eine Art der nachhaltigen Landnutzung und umfasst die ökonomische, ökologische und soziale Dimension. Waldgärten können daher nach Permakulturprinzipien angelegt worden sein und sind eng mit der Permakultur verwandt. Jedoch führen auch andere Gestaltungsschulen zum Waldgarten (z.B. sukzessionale Agroforst, oder Regenerative Agrikultur).


Warum sind Waldgärten als Nachhaltigkeitslösung zu verstehen?

Waldgärten sind multifunktional nutzbar und können auf allen Nachhaltigkeitsebenen wirken: Umwelt-relevante Funktionen, wie Artenvielfalt, Bodenaufbau und das Mikroklima werden durch Waldgärten gefördert. Ergänzend können sozial-kulturelle Funktionen durch Bildung, Forschung, Erholung oder Gemeinschaft im Waldgarten eine starke Rolle spielen. Die ökonomische Dimension bereitet Waldgärten im Entwicklungsprozess meist die größten Schwierigkeiten. Der Zugang zu Land und die hohen Initialkosten bei anfänglich geringem Einkommen sind hohe Hürden, was zu ökonomisch weniger nachhaltigen Lösungen führen kann. Eine Analyse zu ökonomischen Barrieren und Lösungsansätzen findest du unter “Forschung“. Für die meisten Herausforderungen individueller Waldgärten lassen sich Lösungsansätze bei anderen Waldgärten finden. Als langfristige Lösungen mit Bäumen, die teils hundert Jahre produzieren, denken Waldgärten die nächsten Generationen explizit mit.


Wie bewerte ich, ob ein Waldgarten nachhaltig ist?

Entsprechend der bereits genannten Nachhaltigkeitsebenen lassen sich Parameter ableiten, entlang welcher Waldgärten auf ihre Nachhaltigkeit bewertet werden können:

Auf sozio-kultureller Ebene:
– Sinnvolle, sichere Beschäftigung und Aktivitäten mit sozialem Zweck
– Beitrag zum Gemeinwohl
– Kapazitätsaufbau und Bildungsaktivitäten

Auf ökonomischer Ebene:
– Wirtschaftlichkeit und faire Löhne
– Nachhaltig angelegte Organisationsstruktur
– Geteilte Entscheidungsmacht und Kooperations- / Beteiligungsmöglichkeiten

Auf ökologischer Ebene:
– Wasserschutz und Bodenbildung
– Einfluss auf das Mikroklima
– Hohe Artenvielfalt

Unter “Waldgärten” prüfen wir anhand dieser Kriterien verschiedene Orte auf ihre Nachhaltigkeit.


Was wird benötigt, um ein eigenes Waldgarten-Projekt auf die Beine zu stellen?

Eigentlich braucht es nicht viel, um einen eigenen kleinen Waldgarten, beispielsweise auf dem eigenen Grundstück, zu verwirklichen. Unter dem Reiter “Praxishilfen” findest du wissenschaftliche Arbeiten, die dir Hilfestellungen zur Planung, Umsetzung und Finanzierung eines Waldgartens geben.


Wo finde ich Best-Practice Beispiele?

Unter “Waldgärten” findest du viele verschiedene Beispiele aus Deutschland in einer Karte. Unter Waldgartenprofile findest du Beschreibungen von einzelnen Waldgärten, auch aus anderen Ländern. Dort kannst du dich über ihre Entstehungsgeschichte, einige Eckdaten und unsere Nachhaltigkeitseinschätzung informieren (Stand 2020).


Wo finde ich weiterführende Informationen über nachhaltige Waldgärten?

Möchtest du dich tiefer in das Thema einarbeiten, findest du unter dem Reiter “Forschung” wissenschaftliche Ausarbeitungen von Studierenden.