Palkieshof

Palkieshof

Steckbrief

NamePalkieshof
OrganisationPerma-Kultur-Garten Okel e.V.
KategorieForest Garden
Größe0,1 Hektar
Gründungsjahr2017
OrtDeutschland
Niedersachsen
Syke
FunktionBildung
Selbstversorgung
ArbeitskräfteFamilie Palkies
Workshopteilnehmende
NachbarInnen
Management und MethodenOrganisation von Bildungsveranstaltungen (Workshops & Besuchstage für Schulen, Kindergärten, Erwachsene)
FinanzierungNationalen Klimaschutzinitiative
des Bundesumweltministeriums (NKI) “Kurze Wege für den Klimaschutz”
für Nachbarschaftsprojekte,
Workshops auf Spendenbasis,
Vereinsbeiträge (2018). Ein Antrag in der zweiten NKI-Runde für einen weiteren Waldgarten scheiterte (2019). In der dritten Runde konnte ein Selbstversorger-Gemeinschaftsgarten mit Waldgarten-Elementen finanziert werden (2020).
Land: Privatfinanzierung
DesignKleines Waldrandsystem, Sonnenfalle;
Inspiration vom Essgarten Bremen; Permakultur (Landschaftsarchitekt Volker Kranz, baumrausch)
Websitewww.palkies-hof.de

Galerie

Videobericht von Radio Bremen buten un binnen (2020) über eine neues Stück Waldgarten auf dem Palkieshof (ab 1:53 min)


Entstehungsweg des Waldgartens

Auf dem Weg in ein nachhaltiges Morgen:
Von der Dorfidylle zum Waldgarten-Erlebnis

von Daja Salge

Norddeutschland im November. Trotz der kühlen Jahreszeit hatten die Vereine meines Heimatorts Syke bei Bremen ein kleines Dorffest geplant, wie jedes Jahr. Ich hatte nicht wirklich große Lust dort hinzugehen, aber hier auf dem Dorf fällt es auf, wenn jemand nicht erscheint. Ich raffte mich auf, suchte meine wärmste Jacke raus und machte mich auf den Weg zum Dorfplatz. Dort angekommen schaute ich mich erstmal um: Ich entdeckte die Schießbude vom Schützenverein, den Stand, an dem die bunten Schals des hiesigen Strickvereins verkauft werden und auch sonst war alles so wie jedes Jahr. Doch alle Stände waren erstaunlich leer.

Aus der Ferne hörte ich Stimmengewirr und munteres Lachen. An der hinteren Ecke des Festplatzes war ein Stand aufgebaut, den ich hier noch nie gesehen hatte. Was es dort wohl gab? Kaum kam ich näher, stieg mir der leckere Geruch von heißem Apfelpunsch in die Nase und ich legte einen Schritt zu. An dem neuen Stand angekommen erkundigte ich mich, welcher Verein diesen betreibe. „Das ist der Perma-Kultur-Garten Okel e.V.“, erklärte mir meine Nachbarin, die natürlich auch hier war. „Den gibt es noch nicht so lange“, ergänzte sie, als sie meinen fragenden Blick sah.

„Permakultur-Garten…“, dachte ich „was das wohl sein soll…“. Ich schlenderte zum Tresen, um einen Punsch zu bestellen. Mir blickte eine Frau freundlich entgegen – „Melanie Palkies“ stand auf ihrem Namensschild. Neben ihr stand ihr Mann „Martin Palkies“, wie ich an seinem Schild schlussfolgerte. Beide hatten alle Hände voll zu tun, der Stand war rappelvoll. Ich ließ das ganze Geschehen auf mich wirken, während ich darüber grübelte, woher mir der Begriff Permakultur bekannt vorkam.

„Halli hallo, was kann ich für Dich tun? Magst du einen Apfelpunsch? Der ist aus unseren eigenen Äpfeln!“ fragte Melanie mit einem Lächeln. „Sehr gerne“, sagte ich, noch etwas in Gedanken, doch im gleichen Moment reichte sie mir bereits ein Becher – „100% kompostierbar“ stand darauf. Das war auch etwas Neues, denn bisher gab es auf unseren Dorffesten nur Plastikbecher. Nun brannten mir einige Fragen unter den Nägeln, aber es war viel zu voll und so stellte ich mich wieder zu meiner Nachbarin. Sie erzählte mir, dass sie die Familie Palkies zufällig kennengelernt hatte, als sie ihnen einen Kürbis hatte abkaufen wollen, diese aber lieber ein Tauschgeschäft mit ihr machen wollten. Ich fand, das hörte sich nach einer total spannenden Familie an.

Ich wartete ab, bis sich der Tag dem Abend zuneigte und der Stand etwas leerer wurde. In der Zwischenzeit schnappte ich noch den ein oder anderen Gesprächsfetzen auf: „Die haben versucht unser ganzes Dorffest umzukrempeln“ sagte einer, „Auch als Nachbar*in können wir auf dem Palkieshof helfen“, sagte eine andere. Je mehr ich hörte, desto neugieriger wurde ich auf die Familie Palkies, ihren Hof und den Verein. Als es leerer wurde ging ich nochmal zum Tresen. Diesmal grinst mich Martin an: „Was kann ich dir Gutes tun?“ fragt er fröhlich. „Ich habe gehört ihr seid ein ganz neuer Verein hier, was genau macht ihr denn?“ Martin holte Luft, schaute sich um und schien zu entscheiden, dass Melanie mit den restlichen Kundinnen allein klarkam: „Eigentlich war das Ganze zunächst gar nicht als Verein geplant. Unsere Vision war am Anfang uns selbst als Familie autark versorgen zu können und deswegen haben wir das Gelände hier im Winkelweg gekauft. Um dann herauszufinden, wie wir unsere Vision am besten umsetzten können, haben wir viele Seminare zum Thema Permakultur und Waldgärten besucht und darüber auch den Experten kennengelernt, der uns bei dem Design unseres Geländes und insbesondere unseres Waldgartens geholfen hat!“ Ich freute mich darüber, dass Martin so gesprächig war: „Das klingt ja spannend! Und wie seid ihr dann doch ein Verein geworden?“

„Wir wollten einen Förderantrag bei der Bundesregierung stellen und da war es Voraussetzung ein Verein zu sein. Dann stellte sich heraus, dass es sogar ein eingetragener Verein sein muss, und deswegen haben wir mit einigen Freundinnen und Nachbarinnen unseren kleinen Verein gegründet. Die Förderung haben wir leider dennoch nicht bekommen. Die Zuständigen in der Behörde haben einfach nicht verstanden, worum es uns bei unserem Garten geht…“ sagte Martin etwas betrübt. „Ich wüsste jetzt mit sowas wie Permakultur-Garten und Waldgarten auch nicht so viel anzufangen“, gestand ich. „Aber ich finde ihr bringt hier ziemlich frischen Wind rein!“ „Danke!“, lachte Martin, „es war auch unsere Absicht hier beim Dorffest mehr Menschen zu erreichen und ein bisschen Aufmerksamkeit zu erregen!“
Das war der Familie Palkies an jenem Tag im November 2017 durchaus gelungen. Ich war sehr angetan von ihren Ideen und so freute ich mich riesig über das Angebot, an einem Nachbarschafts-Workshop und einer anschließenden Führung durch ihren Garten teilnehmen zu können. Dort lernte ich was Permakultur bedeutet und wie sie gelebt werden kann. Und ich stand zum ersten Mal in einem essbaren Waldgarten, der mich von dem ersten Moment an absolut begeisterte. Ich erfuhr, dass die Familie Palkies den Waldgarten zunächst nur für ihre eigene Versorgung angelegt hatte. In Zuge dessen hatten sie auch versucht, dort ihren Hühnern ein schönes Leben zu ermöglichen. Leider fraßen diese aber die tieferen Büsche ab, weshalb die Hühner dann doch wieder auf eine andere Fläche umzogen. In dem Workshop erklärten sie außerdem, wie sie erst mit der Zeit realisierten, welches Potenzial ihr Waldgarten für Bildungsprojekte und -veranstaltungen haben könnte.

Seit diesem Workshop bin ich Teil des kleinen Vereins, entwickle mit anderen Nachbar*innen verschiedene Bildungsangebote und baue Kooperationen auf bspw. mit Imkern, Schulen und Kindertagstätten. Letztere unternehmen bereits Ausflüge auf den Palkieshof, auch wenn es zunächst einige Schwierigkeiten gab, da zum Beispiel der vorhandene Spielplatz nicht den DIN-Normen entsprach. Es gibt immer kleinere oder größere bürokratische Hürden, die wir hier meistern müssen, aber in der Gemeinschaft kriegen wir das alles irgendwie gewuppt. Wir haben außerdem erneut eine Förderung beantragt und daher wurde auch der von mir so geliebte Waldgarten als Bildungsort von der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Das ist eine ziemlich tolle Sache, denn nur so können für einen erschwinglichen Preis weitere Bildungsangebote umgesetzt werden und Freiwillige helfen bei der Hofarbeit.

Im Fokus der Nachbarschaftsbildung steht aber, den Menschen zu zeigen, dass eine andere Konsumkultur funktionieren kann: Auch im eigenen Garten lassen sich Lebensmittel so anbauen, dass jeder sich selbst klimafreundlicher ernähren und Biodiversität fördern kann. Diese Erkenntnis hatte ich durch meine Arbeit im Waldgarten auf dem Palkieshof und daher habe ich versucht, meinen eigenen kleinen Garten umzugestalten. Es ist gar nicht so schwer!

Quellen:

Abrecht, Stefanie (2018): Interview mit Melanie und Martin Palkies am 18.4.2018, Syke, Deutschland.

Dies ist eine rein fiktive Geschichte, die auf der Basis von Informationen aus den angeführten Quellen im Rahmen des Seminars „Waldgärten als multi-funktionale Nachhaltigkeitslösung verstehen“ an der Leuphana Universität Lüneburg entstand. Die Geschichte soll die Entstehungsgeschichte des Waldgartens sowie einige zentrale Erfolgsfaktoren und Barrieren veranschaulichen. Die eLearning Einheit “Storytelling in der Nachhaltigkeitskommunikation” unterstützte methodisch das Entstehen der Geschichte (https://elearning.sustelling.de/).


Nachhaltigkeitsbewertung

Bewertung des Waldgartens anhand ökologischer, ökonomischer und sozio-kultureller Parameter. Je größer das Tortenstück, desto nachhaltiger.

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