Mienbacher Waldgarten

Mienbacher Waldgarten

Steckbrief

NameMienbacher Waldgarten/
Selbstversorger Akademie
OrganisationUnternehmen
KategorieFood Forest
Größe1,5 Hektar
(davon sind 1 ha bewirtschaftet und
0,5 ha unbewirtschaftet)
Gründungsjahr2010
OrtDeutschland
Bayern
Reisbach – Mienbach
FunktionSelbstversorgung
Bildung
Weiterverarbeitung und Vertrieb
ArbeitskräfteHauptberuflich: Hannelore Zech (Betreiberin), teilweise mit Unterstützung ihres Ehemanns und ihrer Kinder.
Externe Expert*innen und Referent*innen der Selbstversorger Akademie.
Management und MethodenJahresablauf: Pflanzen und Säen (März bis Juni), Ernten (Mai bis November).

Teils Bewirtschaftungsaufgaben auf dem Gelände wie Tierversorgung, Bewässern, Mähen, Mulch aus der Umgebung sowie eigenen Mulch aufbringen. Teils organisatorische Arbeit wie Dokumentation, Artikel verfassen und Kursvorbereitung.
FinanzierungHaupteinkommen: Bildungsarbeit durch Workshops und Seminare vor Ort und in der Umgebung, Waldgartenführungen und Kindergartenbesuche.
Weitere Einnahmen durch Verkauf der eigenen sowie Partner-Produkte im Webshop.
DesignPermakulturelle Vorbilder Bernhard und Hans Hermann Gruber aus Österreich,
generell inspiriert von Bill Mollison und Robert Hart.
Websitewww.waldgarten.wordpress.com

Webshop: www.waldgartenprodukte.de
Blog: www.permagarten.wordpress.com

Galerie

Bilder: Hannelore Zech, https://waldgarten.wordpress.com/


Entstehungsweg des Waldgartens

Fiona träumt vom Mienbacher Waldgarten

von Fiona Hasenbach

Die Sonnenstrahlen suchen sich ihren Weg durch die dichten Äste der im Wind raschelnden Bäume und voll Beeren behängten Sträuchern. Sie fallen auf die schmalen, ausgetretenen Pfade, die hier und da von Hühnern überquert werden. Ich lege mich unter einen Aprikosenbaum, der herrlich Schatten spendet und schlafe. Ich begegne Hannelore Zech, Gründerin des Mienbacher Waldgartens und der Selbstversorger Akademie. Ich frage sie nach den letzten erfahrungs- und erfolgreichen Jahren in ihrem Waldgarten und sie beginnt ihre Geschichte: „Meine Begeisterung und Bewunderung für den Wald habe ich schon seit meiner Kindheit. Das liegt bestimmt daran, dass ich mitten im bayrischen Wald aufgewachsen bin. Für mich bedeutet der Wald Heimat, er gibt mir eine gewisse Geborgenheit und ich fühle mich so lebendig, wenn ich umgeben von Bäumen bin. Als ich zum ersten Mal vom Konzept eines Food Forests, oder wie man im Deutschen sagt: Waldgarten, gehört habe, war ich sofort fasziniert. Die Idee, dass zwischen den Bäumen im Wald noch Beeren und Kräuter wachsen, die man pflücken und essen kann, hat mich begeistert. Die Struktur eines Waldes mit essbaren Kräutern und Obststräuchern in unterschiedlichen Schichten nachzuahmen, ist doch einfach phänomenal!

Als ich anfing, einen Garten mit all‘ den Pflanzen anzubauen, die einen rund ums Jahr mit köstlichem Gemüse, Obst und Kräutern versorgen, wollte ich unbedingt meine Erfahrungen mit anderen begeisterten Gärtner*innen teilen und startete meinen Waldgartenblog 2009. Doch dann konnte ich meinen geliebten Garten nicht mehr weiterführen und der Traum eines Selbstversorgergartens schien damit geplatzt zu sein. Ich war am Boden zerstört. All‘ die Pflanzen, die ich seit Jahren umsorgte, musste ich verlassen. Doch jedem Ende steckt auch ein Anfang inne. Mein großes Glück im Unglück war, dass ich eine größere und geeignete Fläche für mein Projekt fand, um einen eigenen Waldgarten, oder wie ich ihn lieber nenne: Obstwaldgarten, zu starten. Er liegt gar nicht weit entfernt von meinem alten Garten in einer kleinen Gemeinde im Osten Bayerns, ungefähr auf halber Strecke zwischen München und Passau. Der Flächenbesitzer meines Herzensprojekts ist auch begeisterter Anhänger des Permakulturdesigns und hat vor einigen Jahren schon die ersten Obstbäume im Garten nach seinem Vorbild Sepp Holzer angepflanzt. Ich würde sagen, es war Schicksal, dass wir uns fanden: Er konnte die Fläche aus Zeitgründen nicht mehr pflegen und ich war auf der Suche nach einer circa 1,5 ha großen Fläche, die so ein riesiges Potential hatte. Ich war damals so erstaunt und überwältigt, dass er in mich und meine Vision vertraut hat und wir den Traum eines Permakulturgartens mit Selbstversorgerfunktion teilen. Ich könnte mir keinen besseren Verpächter vorstellen und bin jeden Tag sehr dankbar für seine nicht enden wollende Hilfe.

Meine Idee war es, die Fläche so zu bepflanzen und nutzen, dass wir zwei Familien mit insgesamt 10 Menschen das ganze Jahr versorgen können. Ich war neugierig, ob man mit den Prinzipien der Permakultur einen essbaren Garten anlegen kann, der nicht nur leckeres Obst abwirft, sondern Mutter Erde gleichzeitig nährt. Ich möchte sehen, was man denn so alles zusammen mit der Natur erwirtschaften kann, anstatt sie nur für meine Zwecke zu benutzen. Außerdem möchte ich im Gegensatz zu den umliegenden Landwirten, meine Fläche ohne große Maschinen oder motorisierte Geräte bestellen. Und trotzdem die Arbeit im Garten allein bewerkstelligen. Mein Waldgarten im Örtchen Mienbach liegt nämlich umgeben von großflächigen Parzellen, auf denen in konventioneller Weise Landwirtschaft betrieben wird. Das heißt in Monokultur wachsende Ackerfrüchte, die auf Ertrag ausgelegt und mit Maschinen einfach zu pflegen sind. Als ich damals 2010 anfing, auf den Boden meinesWaldgartens den Blättermulch aus der Gemeinde aufzubringen, um den Boden aufzubauen, wurde ich von den benachbarten Landwirt*innen nur belächelt und nicht ernst genommen. Ich sehe in der Art wie meine Nachbarn Landwirtschaft betreiben keine Zukunft. Weder für die Produktion von gesunden und regionalen Lebensmitteln noch derenBeitrag für den Klimaschutz und die Verbesserung des Mikroklimas, welches besonders in den zukünftig trocknen und heißer werdenden Sommern wichtig ist. Es war hart, nicht den Glauben an meine Vision zu verlieren, auch wenn ich immer wieder Rückschläge einstecken musste und so manch eine Lektion lernen musste, wie zum Beispiel für das herrschende Klima hier passende Bäume zu finden. Aber es gelang mir und die Fläche verwandelte sich wahrlich zu einem kleinen Paradies.

Mit den Jahren traf ich immer wieder auf Menschen, die in ihre Heimat zurückkehrten und geerbte Flächen nachhaltiger bestellen vermochten. Mit ihnen tauschte ich mich aus und begann 2014, nach und nach in den Netzwerken zu Permakultur in Bayern und Deutschland aktiv mitzuwirken, weil ich erlebte, dass meine Arbeit auf großes Interesse stieß. Es ist mir nämlich ein Herzensanliegen, so viele Menschen wie möglich zu inspirieren, einen eigenen Waldgarten ob groß oder klein anzulegen. Seit nun schon sechs Jahren veröffentliche ich jährlich eine Waldgartenzeitschrift und verkaufe sie über meinen Webshop. Denn nicht nur der läuft sehr gut, sondern auch die Nachfrage nach Waldgartenführungen und Kooperationen mit Schulen für das Projekt „Grünes Klassenzimmer“, oder Kindergärten wächst stetig. Ein weiteres wunderbares Projekt, wobei mich mein Verpächter mit unterstützt hat, ist der Bau eines großen Seminarhauses für Umweltbildungsveranstaltungen auf dem Gelände. Seitdem finden hier fast das ganze Jahr über jedes Wochenende Veranstaltungen, Workshops und Feierlichkeiten statt. Aber die würde ich natürlich ohne externe Hilfe niemals alleine stemmen können. Seit 2013 besteht die Selbstversorger Akademie, in der sich viele Expert*innen für Wildkräuter und sonstiges engagieren und mit Groß undKlein die Wunder und Geschenke der Natur im Garten erkunden und erleben.“ Ein Grashalm kitzelt meine Nase, ich wache auf. Die Sonne steht schon tief und das Zirpen der Grillen wird langsam lauter. Erholt und geerdet stehe ich auf und laufe barfuß über den Pfad in Richtung Seminarhaus zurück.

Quellen:

Mienbacher Waldgarten: https://waldgarten.wordpress.com/ (Stand: 09.06.2020).

Permagarten – Blog von Hannelore Zech: https://permagarten.wordpress.com/ (Stand: 09.06.2020).

Abrecht, Stefanie (2018): Interview mit Hannelore Zech am 27.07.2018, Mienbacher Waldgarten.

Dies ist eine rein fiktive Geschichte, die auf der Basis von Informationen aus den angeführten Quellen im Rahmen des Seminars „Waldgärten als multi-funktionale Nachhaltigkeitslösung verstehen“ an der Leuphana Universität Lüneburg entstand. Die Geschichte soll die Entstehungsgeschichte des Waldgartens sowie einige zentrale Erfolgsfaktoren und Barrieren veranschaulichen. Die eLearning Einheit “Storytelling in der Nachhaltigkeitskommunikation” unterstützte methodisch das Entstehen der Geschichte (https://elearning.sustelling.de/).


Nachhaltigkeitsbewertung

Bewertung des Waldgartens anhand ökologischer, ökonomischer und sozio-kultureller Parameter. Je größer das Tortenstück, desto nachhaltiger.

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