Waldgarten Nieklitz

Waldgarten Nieklitz

Steckbrief

NameWaldgarten Nieklitz
OrganisationWir bauen Zukunft eG/ ecosphäre e.V.
KategorieFood Forest
Größe0,53 Hektar (soll noch wachsen; Fläche von insgesamt 20 ha)
Gründungsjahr2017/18
OrtDeutschland
Mecklenburg Vorpommern
Nieklitz
FunktionLebensmittelproduktion
Bildung
Erholung
ArbeitskräfteDas Kernteam besteht aus Freiwilligen aus der Gemeinschaft, Gäste helfen z.B. bei Workshops & Arbeitseinsätzen
Management und MethodenArbeitsgruppen u.a. für Waldgarten, Entscheidungen nach Soziokratie 3.0,
vielfältige permakulturelle Methoden und Pflanzen, insbesondere Pilze, Früchte und Nüsse
FinanzierungInitialspende: Deutschen Post Lotterie;
Langfristig: durch Seminare, (Nahrungsmittel-) Produktion, Crowdfunding, Sponsoren, EU-Förderung
DesignBasiert auf Masterarbeit von Robin Lückert & unterstützende Permakulturberatung von Harald Wedig (“Obstbaumlebensgemeinschaft”) – Waldgarten in Herzform (symbolisch), Kuppelwaldgarten, Market Garden
Websitewww.wirbauenzukunft.de/essbare-waldgaerten-planen-und-gestalten

Galerie

Bilder: Johannes Comeau Milke & Stefanie Albrecht

Entstehungsweg des Waldgartens

Besuch im Waldgarten Nieklitz

von Lisa Sophia Hillenbrand

Früh am Morgen im Frühjahr 2019: die Sonne steigt gerade über den Baumwipfeln empor und wird vorsichtig von den vielen Seen des Geländes reflektiert – es scheint ein guter Tag zu werden! Ich stehe mit dem sechsköpfigen Team aus WaldgärtnerInnen am Rande des Waldgarten Nieklitz und staune. Sie kamen quer aus Deutschland angereist, um das lange Wochenende als Arbeitseinsatz zu nutzen und die anstehende Saison zu planen und zu organisieren: es gilt zu vermeiden, was im letzten Jahr schief gegangen ist – aber davon später mehr.

Bald wird das Gelände von freiwilligen HelferInnen, SeminarteilnehmerInnen und BesucherInnen nur so wimmeln. Nicht zu vergessen die bereits wimmelnden und schwirrenden unzähligen (Sing)-Vögel, Insekten, Amphibien, Reptilien und Säugetiere der riesigen Wohngemeinschaft des Waldgartens. Die Vielfalt an Bäumen und Sträuchern lädt ein.

Aber nochmal von Anfang an: wo befinden wir uns eigentlich? Und mit wem stehe ich hier im Waldgarten?

Ich bin Lisa, 22 Jahre alt und Studentin im relativ nahe gelegenen Lüneburg – aber leider nur zu Besuch. Die sechs jungen Menschen neben mir verbindet vor allem eins: der Wunsch um eine nachhaltige Lebensform und bereichernde Gemeinschaft, weshalb sie (zu insgesamt zwanzigst) das Gelände gekauft und unter anderem den Waldgarten darauf gegründet haben. Sie sehen die Ernährung als kritischen Schritt in Richtung einer gesunden Gesellschaft und Erde, wollen eine Alternative zur (biologischen) Landwirtschaft, wollen einen Kreislauf – keine Ausbeutung – der auf gesunden Boden beruht. Der Waldgarten ist Teil des Projekts „Wir Bauen Zukunft“: ein gemeinnütziger Verein und eine Genossenschaft, die ihr 10 ha großes Gelände multifunktional, aber Hauptsache nachhaltig bzw. zukunftsorientiert nutzen. Ort des Geschehens ist Nieklitz – ein Dorf nahe des Schaalsees in Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland.

Zurück zum Arbeitseinsatz. Die Morgenstimmung strotzt voll Energie,dennoch zeugt der Geruch unserer Kleidung und die leichte Verschlafenheit in unseren Gesichtern vom Lagerfeuer gestern Abend:von den heldenhaft klingenden Geschichten der Entstehung dieses Ortes,voller Leben und Freude.

Besonders spannend fand ich die Einblicke von Robin: er hat zum Spätsommer 2017 seine Masterarbeit fertiggestellt, in der er den Waldgarten systematisch entworfen hat. Der Standort wurde genauestens untersucht, um allen Pflanzen ihre besten Bedingungen zu geben und aus symbolischem Wert wurde der Grundriss in Herzform angelegt. Ein Grundsatz bei der Entwicklung war die Permakultur und daher fand dazu kurz vor der Fertigstellung seiner Arbeit der erste Workshop auf dem Gelände statt – um weitere Mitglieder und Interessierte einzubinden.

Das Gelände ist schon seit 2016 in Besitz und Benutzung von Wir Bauen Zukunft, Dank eines solidarischen Kredits mit sehr guten Konditionen. Der Waldgarten wurde im Folgejahr geplant und wiederum ein Jahr später teilweise umgesetzt. Jetzt, 2019, geht es in die zweite Runde Gärtnern!

Und so fängt das Team an, den Wald ein wenig essbarer zu machen – ich helfe mit, so gut ich kann. Heute sollen einige Beete vorbereitet werden, um die ersten vorgezogenen Gemüsesetzlinge einzupflanzen. Auch ein neuer Kompost soll gebaut werden. Nachmittags wird organisiert: welche größeren Vorhaben stehen wann an und wie werden möglichst viele Freiwillige erreicht? Und wie sieht es eigentlich mit den Finanzen aus?

Die Gruppe möchte aus den Fehlern des letzten Jahres lernen – leicht vermeidbare Ungeschicke, wie mir berichtet wird: zum Beispiel haben sie bei ihren Arbeitseinsätzen nicht alles (rechtzeitig) geschafft und daher Ernteanteile verloren. Gutes Timing ist entscheidend in der(Wald)Gartenarbeit. Auch ist die Reflexion der Stimmung und des Wohlergehens im Kernteam und unter den Freiwilligen wohl doch ein bisschen zu kurz gekommen, um allen Individuen gerecht zu werden.

Noch kann sich die Gemeinschaft leider nicht selbstständig finanzieren, sondern basiert auf ehrenamtlichem Engagement – aber bald sollen angebaute Lebensmittel verkauft und über Seminarbetrieb Gelder eingenommen werden. Momentan werden Materialkosten des Waldgartens durch Fundraising finanziert.

Es war ein wunderschöner und erfüllender Tag, ich freue mich bald – und dann für länger – wieder zu kommen, um gemeinsam Nachhaltigkeit zu leben.

Quellen:

WirBauenZukunft: https://wirbauenzukunft.de/ (Stand: 26.07.20).

Lückert, Marc-Robin (2017): Entwurf eines Waldgartens zur subsistentiellen Selbstversorgung eines ökologischen Modellprojektes. Master-Arbeit, Universität Kassel, Fachbereich: Ökologische Agrarwissenschaften, Studiengang: Ökologische Landwirtschaft. Download: https://wirbauenzukunft.de/projekte/waldgarten-entwurf/

Dies ist eine rein fiktive Geschichte, die auf der Basis von Informationen aus den angeführten Quellen im Rahmen des Seminars „Waldgärten als multi-funktionale Nachhaltigkeitslösung verstehen“ an der Leuphana Universität Lüneburg entstand. Die Geschichte soll die Entstehungsgeschichte des Waldgartens sowie einige zentrale Erfolgsfaktoren und Barrieren veranschaulichen. Die eLearning Einheit “Storytelling in der Nachhaltigkeitskommunikation” unterstützte methodisch das Entstehen der Geschichte (https://elearning.sustelling.de/).


Nachhaltigkeitsbewertung

Bewertung des Waldgartens anhand ökologischer, ökonomischer und sozio-kultureller Parameter. Je größer das Tortenstück, desto nachhaltiger.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert