Der Boden des zukünftigen Waldgartens – Flächenanalyse beim Hof an den Teichen

Der Boden des zukünftigen Waldgartens – Flächenanalyse beim Hof an den Teichen

Text von Teresa Gross

An einem sonnigen Frühlingstag im April 2021 ziehen die Studierenden Lorenz und Alina mit unserer Dozentin, der Ökologin Agnes Friedel, los, um das neue Gelände unweit vom Hof an den Teichen zu erkunden. Hier soll der Waldgarten entstehen. Sie sind ausgerüstet mit einem Pürckheimer zur Entnahme von Bodenproben, pH-Teststreifen, Salzsäurelösung zur Kalkbestimmung und einer Munsell-Fibel zur Bestimmung der Bodenart. Diese Informationen helfen uns bei der Planung der Bodenvorbereitung und Pflanzauswahl.

Ein Waldgarten ist idealerweise aufgebaut wie ein Wald im Postklimaxzustand. Da hat der Wald seine dichteste Phase hinter sich, einen lebendigen Boden und ideale Lichtverhältnisse. Aber hier ist das schwer vorstellbar …

Alina und Lorenz stehen auf einem konventionell bewirtschafteten Acker, über den eine Stromtrasse verläuft. Die Wintergerste gibt ein eintöniges Bild ab. Es sind kaum Ackerbeikräuter und nur vereinzelte Insekten auszumachen. Dafür ist aber ein Algenbelag an der Oberfläche zu sehen, der ein Anzeichen für Überdüngung sein kann. Neben dem Acker verläuft jedoch ein Blühstreifen.

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Studierende schreiten zur Tat. Foto: Jacob Schweigler

Die Vorgeschichte des Bodens

Vorab wurde der bisherige Besitzer ausgefragt, denn er kann wichtige Informationen liefern. Und natürlich haben wir seine Erlaubnis zur Probennahme eingeholt. Nach seiner Auskunft ist die Wasserversorgung gut. Die Fläche soll einen hohen Lehmanteil haben, jedoch weist der Boden auf den insgesamt 5 Hektar eine hohe Varianz auf. Er berichtete außerdem, dass er nicht in Monokultur gewirtschaftet habe, sondern unterschiedliche Feldfrüchte angebaut hat. Momentan befindet sich Wintergerste auf dem Acker, die mit einem Fungizid behandelt wurde.

Das sieht nach einer Herausforderung aus. Spannend. Denn wie wird aus so einem Acker ohne Biodiversität ein lebendiger Waldgarten? Der Boden braucht auf jeden Fall eine spezielle Vorbereitung, die wir noch entwickeln werden.

Doch zuerst die Analyse. Denn auch wenn sich der Boden erstmal regenerieren muss, ist es wichtig den IST-Zustand zu bestimmen, um die nötigen Schritte zu planen. Voller Tatendrang machen sich die Drei ans Werk.

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Reifenspuren mit Algenbelag. Foto: Jacob Schweigler

Wie wird der Boden genau untersucht?

An fünf Stellen werden mit einem Pürckhauer, einem Erdbohrstock, Proben entnommen. Dabei handelt es sich um ein 1m langes Halbrohr, das mithilfe eines riesigen Hammers in die Erde geklopft wird. Beim Herausnehmen enthält es die dem Bodenaufbau entsprechende Erde. Anhand dieser Probe kann nun die Bodenart bestimmt werden. Und hier geht es um echten Bodenkontakt, denn die Bodenprobe der obersten Schicht wird geknetet und gerollt, um Körnigkeit und Klebrigkeit zu untersuchen, ihre Farbe genau begutachtet und mit der Munsell-Farbtabelle verglichen. So wird der Ton- und Sandgehalt, sowie der Humusgehalt abgeschätzt und eine Einordnung vorgenommen.

Anschließend wird der pH-Wert bestimmt, indem etwas Erde mit Wasser vermengt wird und ein pH-Teststreifen hineingehalten wird. Zu guter Letzt wird der Kalkgehalt mittels einer Salzsäurelösung bestimmt.

Das fleißige Team nimmt aber noch mehr Proben. An 16 weiteren Stellen wird mit einem Spaten Erde entnommen. Beim Einstich mit dem Spaten lässt sich auch beurteilen, wie verdichtet oder locker das Bodengefüge ist. Aus diesen 16 Proben wird eine Mischprobe hergestellt, um nochmals den pH-Wert und den Kalkgehalt zu bestimmen.

Flächenanalyse
Bei dem Boden handelt es sich um sandigen Lehm. Foto: Jacob Schweigler

So, das war’s erstmal auf dem Acker. Nun sind wir natürlich sehr gespannt auf die Ergebnisse, also die Interpretation der Daten. Denn das wird die Grundlage für die folgende Pflanzplanung sein.

In der Gallerie kannst du dir ansehen, wie die Proben für die Flächenanalyse entnommen wurden.

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Das Ergebnis der Bodenanalyse: Lehmiger Sand mit guter Durchlüftung

Nach einer Woche präsentiert das Team der Flächenanalyse seine detaillierten Ergebnisse und eine Empfehlung für das weitere Vorgehen.

Zusammengefasst handelt es sich bei dem Boden um lehmigen Sand, also einen Sandboden, der einen hohen Lehmanteil hat. Das bedeutet, dass der Boden gut durchlüftet ist, Wasser aber schnell hindurchsickert, wenn auch nicht so schnell wie bei reinem Sand. Der pH-Wert ist schwach sauer und erlaubt daher eine gute Verfügbarkeit von Phosphat und anderen Spurenelementen. Der Kalkgehalt ist sehr gering.

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Bodenproben werden mit der Munsell-Farbtafel verglichen und die Parameter ausgewertet. Foto: Lorenz Scherf

Empfehlungen für Bodenaufbau und Pflanzplanung

Der pH-Wert ist vorteilhaft. Falls er steigt, kann mit Torf, Nadelkompost oder Granitmehl ausgeglichen werden. Da der Kalkgehalt zu niedrig ist, sollte gekalkt werden. Außerdem rät uns das Team, den Humusgehalt zu fördern, denn das bedeutet mehr Nährstoffe, und dass Wasser den Pflanzen länger zur Verfügung steht.

Zum Glück wird in der Natur jede Nische besetzt. Es gibt viele Pflanzen, die sich auf sandigen Böden wohlfühlen wie zum Beispiel duftende mediterrane Kräuter. Es gibt jedoch noch andere Standortfaktoren und natürlich die Wünsche des Hofs an den Teichen zu berücksichtigen.

Wir sind also gespannt auf die Auswahl der Pflanzen!

Weitere Informationen

Falls Ihr Bodenproben nehmen möchtet, findet Ihr hier eine Handreichung für “Jedermensch”.

Mehr zur Vision und Entstehung des Waldgartens hier im Interview mit Klaus Hoppe, Geschäftsführer des Hofs an den Teichen.

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