Allmende Waldgarten

Allmende Waldgarten

Steckbrief

NameAllmende Waldgarten
OrganisationAllmende e.V.
KategorieFood Forest
Größe5 Hektar (7 ha Gesamtareal)
Gründungsjahr1996 (e.V.)
1999 (Erstbepflanzung)
OrtDeutschland
Niedersachsen
Verden
FunktionBildung
Gemeinschaft
Arbeitskräfte1-3 ehrenamtliche ManagerInnen
3 FöJs und BFDs
ca. 10 Freiwillige an regelmäßigen Mitarbeitscamps
Angebot ganzjähriger Praktikas
Management und MethodenExtensive/ent-technisierte Bewirtschaftung, ganzjährige Ernte,
Reduzierung konkurrierender Wildgehölze, Frost-/ Sonnenschutz junger Pflanzen, Bodenpflege durch Mulchen, Dokumentation von Experimenten (bspw. Geschmacksproben, Düngung)
FinanzierungInitialförderung durch Stiftungen (Bingo Lotto und Sparkasse Stiftung),
staatliche FöJ-Förderung, Miete im Umweltcenter (Bürostandort 9€/qm, etc.).
Kostenlose langfristige Verpachtung des Areals durch Trinkwasserverband Verden.
Designextensive Kuppelwaldgärten, ~ 400 Kulturgehölze, kleiner Gemüsegarten (krautige Bepflanzung mit essbaren Stauden), Schutzmaßnahmen, z.B. Mauer gegen Mäuse, Windschutz durch Kiefern- und Douglasien, kleiner sukzessiver Waldbereich
Websitewww.allmende.bplaced.net

Galerie

Bilder: Allmende e.V.


Entstehungsweg des Waldgartens

Ehrenamtliche Gemeinschaft, die Wissen schafft

von Nicola Schmidt

Unser erstes Treffen
Ich spüre förmlich, wie die Spannung in mir steigt. In wenigen Minuten werde ich das erste Mal mein Zuhause für die nächsten zehn Tage sehen. Ich bin jetzt schon ungefähr zwei Stunden unterwegs, da ich das Glück hatte, die einstündige Verspätung der Bahn von Bremen nach Verden miterleben zu dürfen. Nachdem ich mich aber eben auf mein Fahrrad geschwungen habe und jetzt an dieser kleinen Landstraße entlang fahre, genieße ich noch einmal den Fahrtwind in meinem Gesicht. Trotz meiner Nervosität und der verspäteten Ankunft freue ich mich enorm darauf, gleich anzukommen und alle anderen kennen zu lernen, die auch an dem Camp teilnehmen.

Bald darauf biege ich ein letztes Mal ab und rolle nun langsamer auf den kleinen Eingang zwischen den Bäumen, die den Allmende Waldgarten umsäumen, zu, bis ich schließlich zum stehen komme. ,,Hey, du musst Paul sein! Ich bin Nadine.” Ich wurde offensichtlich schon erwartet. Freundlich lächelt sie mich an, während ich von meinem Rad absteige. ,,Die anderen neun Teilnehmer sind bereits fertig mit der Einführungstour und beim gemeinsamen Frühstück, aber wenn du möchtest, dann führe ich dich auch nochmal kurz über das Gelände.”, bietet sie mir an. Da ich eigentlich noch gar keinen Hunger habe und schließlich in erster Linie wegen meines Interesses am Waldgarten hier bin, entgegne ich: ,,Ja klar, total gerne!”

Ungewisse Zukunft im Waldgarten
Wir sind schon seit einigen Minuten unterwegs, schließlich braucht eine Tour quer durch den Garten (ich schätze die Fläche auf mindestens vier Hektar) ihre Zeit. Zu Beginn hat Nadine, die schon das sechste Jahr in Folge an dem stattfindenden Camp teilnimmt, mir ein wenig über die Entstehungsgeschichte des Projektes erzählt, zum Beispiel, dass der Gründerverein Allmende schon Mitte der Neunziger damit begonnen hatte, dieses Gelände zu pachten und zu bewirtschaften. ,,Der Trinkwasserverband hier aus der Region Verden war damals so großzügig, dieses Gelände direkt für dreißig Jahre kostenfrei an den Verein zu übergeben”, hatte sie wieder mit ihrem freundlichen Lächeln gesagt.

       Jetzt denke ich kurz darüber nach, was sie mir gerade erzählt hat, und wundere mich laut, wofür das Gelände denn vorher genutzt wurde. Direkt stößt Nadine ein lautes, strahlendes Lachen aus und schaut mich so an, als sei die Antwort doch offensichtlich. ,,Na, sieh dich doch nur einmal um.”, fängt sie an. Nach einem kurzen Schweigen meinerseits fährt sie jedoch fort: ,,Hier war natürlich irgendein Acker, wie gefühlt überall… Kartoffeln, Raps oder sowas. Aber weil der Trinkwasserverband bereit war, Allmende das Areal zu überlassen, und die Stiftungen von Sparkasse und Lotto Bingo auch hinter dem Projekt standen, konnte das Land hier zum Glück umgewandelt werden und der Garten ins Leben gerufen werden, den du jetzt hier vor dir siehst.”

       Meine Überraschung lässt kaum verbergen: ,,Wow, super, dass so viele Leute scheinbar hinter dem Projekt stehen!” Auf einmal erhasche ich einen kurzen Blick auf einen weniger erfreuten Ausdruck Nadines, der mir beinahe ein wenig niedergeschlagen erscheint. ,,Standen”, korrigiert sie und ergänzt: ,,Größere Spenden kommen inzwischen nur sehr tröpfchenweise rein, und auch wenn wir es hier ja im Garten gar nicht anders beabsichtigen, haben wir halt auch leider keine anderen Einnahmen, mit denen sich das alles hier finanzieren lässt. Zwar haben wir noch das Glück, dass die laufenden Kosten, wie Mieten und Pachtung, sehr gering sind, aber wie das in Zukunft sein wird, ist somit natürlich immer ein wenig unsicher. Mit der Zeit sind leider auch immer mehr unserer Vereinsmitglieder abgesprungen.” Scheinbar in Gedanken verloren geht sie weiter voran, und auch mich beschäftigen die neuen Infos.

Klare Prinzipien
Wir sind jetzt bei einem kleinen Gemüsebeet angekommen, bei dem Nadine und ich uns hinsetzen, um uns noch ein bisschen über den Garten und die kommenden Tage zu unterhalten. Ich denke zurück an das, was Nadine gesagt hat. Die Sache mit den nicht vorhandenen Einnahmen ist logisch, ich hatte ja schon viel auf der Webseite vom Allmende gelesen. Einiges ist mir im Gedächtnis geblieben, vor allem der Fokus auf die Prinzipien, nach denen der Waldgarten bewirtschaftet wird. Ich glaube, besonders der Verzicht auf komplexe Technologien, schwere oder energieverbrauchende Maschinen und tierische sowie künstliche Düngemittel spielen eine zentrale Rolle. Alles in Allem eine sehr extensive Bewirtschaftung

       Auf einmal werden meine Gedanken von Nadine unterbrochen, die nach unserem kurzen Schweigen wieder zu erzählen beginnt: ,,Ich schätze, du wirst in deiner Zeit hier in erster Linie am Gemüsebeet mithelfen, hier wollen wir bald anfangen Kürbisse zu pflanzen. Außerdem müssen die im Frühjahr bepflanzten Beete gejätet und bewässert werden, halt alles, was im Moment so an Gartenpflege ansteht. Wenn du Glück hast, wird jetzt die Tage sogar schon das ein oder andere reif, sodass du beim Ernten helfen kannst, und dann natürlich auch beim Verspeisen!” Sie grinst mich an, als ich meine Verwunderung wohl deutlich nach außen zeige. ,,Nun guck doch nicht so! Ich hab doch gesagt, dass wir nicht am Verkauf der Ernte interessiert sind. Ziel ist es schließlich herauszufinden, wie gut der Anbau mit unseren Methoden funktioniert, ob die Erträge gut und reichlich sind und selbstverständlich auch, wie gut alles schmeckt.” Ich gebe Nadine durch mein Nicken zu verstehen, dass ich ihr folgen kann und sage: ,,Verstehe, es geht euch also tatsächlich nur darum, die Funktionsfähigkeit eines Waldgartens wie diesem hier zu untersuchen.” An ihrem zustimmenden Lächeln erkenne ich, dass ich richtig liege. Nachdem sie mir anschließend noch ein paar organisatorische Dinge für die nächsten Tage erläutert hat, stehen wir auf und gehen langsam in Richtung der Wiese, auf der alle anderen seit ihrer Ankunft heute morgen zum Frühstück versammelt sind.

Durch Teilnahme die Zukunft mitgestalten
Alle begrüßen mich sehr herzlich und gut gelaunt. Schnell komme ich mit allen ins Gespräch, beispielsweise lerne ich Sandra kennen, die schon seit ein paar Monaten ein FöJ beim Allmende macht. Sie erzählt mir viel von ihren Aufgaben, größtenteils scheint sie für die Datenauswertung zuständig zu sein: ,,In etwa vier Monaten werde ich dann mit untersuchen, ob die Fruchtgröße der geplanten Kürbisse durch den Abstand der Pflanzen effektiv beeinflusst werden kann.”

       Ich würde gerne noch etwas mehr über Sandras bisherige Monate hier erfahren, aber bevor ich sie weiter ausfragen kann, erhebt sich Nadine: ,,So, wir sind ja jetzt alle vollzählig und fangen gleich mal mit den ersten Arbeiten an. Vorher würde ich aber gerne nochmal kurz etwas ansprechen, an das Paul mich vorhin erinnert hat.” Wir alle sehen ihr gespannt ins Gesicht, schnell fährt sie jedoch fort: ,,Wie ihr alle wisst, seid ihr alle ehrenamtlich hier, Sandra zumindest durch staatliche Finanzierung. Etwas anderes können wir uns hier einfach nicht leisten, da wir nicht kommerziell arbeiten und keine wirklichen Einnahmen haben. Aber gemeinsam haben wir hier was auf die Beine gestellt, bei dem Menschen wie ihr, die an unseren Camps und Workshops teilnehmen, ihr Wissen von der Technik-freier Nahrungsproduktion ausbauen und weitergeben können. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unsere Vernetzung noch zu erweitern, mit Unis in Kontakt zu kommen und auch im wissenschaftlichen Kontext unsere Erkenntnisse zu verknüpfen, aber bis dahin sind wir komplett auf euch angewiesen. Ich muss euch also schon jetzt für eure Unterstützung danken.” Ich schaue die anderen an und weiß, wir denken alle das gleiche. Ist doch selbstverständlich.

Quellen:

Albrecht, Stefanie (2018): Interview mit ManagerIn des Allmende Waldgartens (anonymisiert), Verden, 06.05.2018.

Allmende Waldgarten: www.allmende.bplaced.net (Stand 30.7.2020).

Dies ist eine rein fiktive Geschichte, die auf der Basis von Informationen aus den angeführten Quellen im Rahmen des Seminars „Waldgärten als multi-funktionale Nachhaltigkeitslösung verstehen“ an der Leuphana Universität Lüneburg entstand. Die Geschichte soll die Entstehungsgeschichte des Waldgartens sowie einige zentrale Erfolgsfaktoren und Barrieren veranschaulichen. Die eLearning Einheit “Storytelling in der Nachhaltigkeitskommunikation” unterstützte methodisch das Entstehen der Geschichte (https://elearning.sustelling.de/).


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