
Ein Schwammbeet für den Leuphana Waldgarten
Ein nachhaltiger Ansatz für bessere Bodenqualität und Wasserspeicherung
Autorin: Tessa Marie Scholl
Dieser Blogbeitrag basiert auf dem Forschungsprojekt der Nachhaltigkeitswissenschaften ” Waldgarten Reallabor: nachhaltige und multifunktionale Flächennutzung im urbanen Raum” das von Dr. Agnes Friedel an der Leuphana Universität Lüneburg für den Studiengang Umweltwissenschaften angeboten wird. Die Forschungsprojektgruppe , welches sich mit der Entwicklung und Realisierung des Schwammbeetes beschäftigt hat besteht aus Helena Körber, Florentina Gerlach, Lynn Heinlein und Jule von Appen.
Warum braucht der Leuphana Waldgarten ein Schwammbeet?
Der Leuphana-Waldgarten ist ein eher trockener Standort mit hohen Sandanteil im Boden, was die Auswahl und das Fortbestehen geeigneter Pflanzen stark einschränkt. Nur Arten, die mit Trockenheit und nährstoffarmen Böden zurechtkommen, können hier gedeihen. Der Boden ist typisch für einen Siedlungsboden, da er stark verdichtet ist und einen geringen Humusanteil aufweist.
Diese abiotischen Faktoren, die an den Standort dieses Waldgartens genknüpft sind, limitieren die Artenvielfalt und das Potenzial des Waldgartens erheblich.
Eine mögliche Lösung, wie die Anlage eines Teiches, wurde verworfen, da sie Risiken wie der Gefahr des Hineinfallens birgt und mit einem aufwändigen Genehmigungsprozess verbunden wäre. Stattdessen wurde das Konzept des Schwammbeetes als nachhaltige Alternative entwickelt. Es bietet Pflanzen, die feuchten und humusreichen Boden bevorzugen, einen geeigneten Lebensraum und trägt gleichzeitig dazu bei, Feuchtigkeit in tiefere Bodenschichten sowie in angrenzende Pflanzengemeinschaften (Gilden) zu transportieren.
Die Einrichtung eines Schwammbeetes ist sowohl für die Struktur des Waldgartens als auch für die Universität von Bedeutung. Es schafft mehr Vielfalt und ermöglicht neuen Arten die Ansiedlung, was das ökologische Gleichgewicht stärkt und die Biodiversität fördert. Zudem dient es als öffentlich sichtbares Vorzeigeprojekt für Studierende und Besucher*innen, das innovative und nachhaltige Lösungen für ökologische Herausforderungen exemplarisch aufzeigt.

Falls dieses Problem nicht angegangen wird, bleibt die Pflanzenvielfalt im Waldgarten begrenzt, wodurch essbare und ökologisch wertvolle Pflanzen nicht optimal genutzt werden können. Zudem würde ein wertvoller Lernort verloren gehen, der soziale und ökologische Erkenntnisse vermittelt.
Was ist ein Schwammbeet?
Ein Schwammbeet ist eine nachhaltige Anbaumethode, die darauf abzielt, Wasser zu speichern und die Bodenqualität zu verbessern. Klassischerweise wird dazu eine Grube von etwa 1 bis 1,5 Metern Tiefe und drei Metern Länge ausgehoben und mit organischem Material befüllt. Dieses Material wirkt wie ein Schwamm, da es Wasser besonders gut speichern kann (Kranz & Deemter, 2021). Die Feuchtigkeit wird langsam an die Umgebung abgegeben, wodurch Pflanzen über längere Zeit mit Wasser versorgt werden.
Warum ein Schwammbeet?
Der Einsatz eines Schwammbeetes dient der Verbesserung der Bodenqualität durch Humusaufbau, der Erhöhung der Wasserspeicherkapazitäten und damit der Schaffung einer stabilen Grundlage für Biodiversität und ökologische Resilienz (Lapin et al., 2021; Jacke & Toensmeier, 2008). Ein weiterer Vorteil besteht in der verbesserten Wasserinfiltration, wodurch die Versickerung von Regenwasser optimiert wird.
Im Leuphana-Waldgarten sind einige Böden durch menschlichen Einfluss bereits stark verändert und weisen eine eher nährstoffarme Struktur auf. Insbesondere unter den Nadelbäumen ist der Boden tendenziell zu sauer und sandig, wodurch er nur begrenzt Wasser und Nährstoffe speichern kann. Das Schwammbeet wurde gezielt an einem solchen Standort angelegt, um hier Abhilfe zu schaffen.
Das Schwammbeet im Leuphana-Waldgarten
Das Schwammbeet befindet sich in der nordöstlichen Ecke des Waldgartens, eingebettet in einer Nadelbaumgilde. Der umliegende Boden ist leicht abschüssig, sodass Regenwasser natürlich in das Beet hineinfließen kann. Ein zusätzlicher Vorteil der Lage ist die gute Sichtbarkeit für Passanten und Studierende, da es direkt neben den Picknick Tischen der Universitätsbibliothek liegt. So trägt das Projekt nicht nur zur ökologischen Verbesserung bei, sondern erhöht auch die Aufmerksamkeit für die asiatische Ecke des Waldgartens.
Das Schwammbeet misst etwa 370 cm in der Länge, 120 cm in der Breite und variiert in der Tiefe zwischen 35 cm und 65 cm. Die Form ist organisch und leicht geschwungen. Aufgrund der vorhandenen Wurzeln im Boden wurden verschiedene Zonen innerhalb des Beetes definiert:
- Eine flache Zone mit 35 cm Tiefe
- Eine tiefere Zone mit 65 cm Tiefe
- Eine Übergangszone zwischen beiden Bereichen

Um die Wasserspeicherung weiter zu optimieren, wurde das klassische Schwammbeet mit einer natürlichen Teichabdichtungsmethode kombiniert. Dabei wurde auf eine wasserspeichernde Erdschicht gesetzt, um die Feuchtigkeit möglichst lange im Beet zu halten.
Natürliche Abdichtung und Materialauswahl
Die Inspiration zur Abdichtung stammt von Volker Kranz, einem Dozenten des Seminars. Eine bekannte Methode nutzt eine 30 cm dicke Spinatschicht, die unter Sauerstoffausschluss mit Wasser zu einer dichten, gleyartigen Schicht (Pseudogley) verarbeitet wird. Aufgrund fehlenden Spinats wurde stattdessen Rasenschnitt verwendet, der ebenfalls einen hohen Eiweißgehalt aufweist und abdichtende Eigenschaften entwickeln kann (J, 2021).

Die Entscheidung gegen eine vollständige Abdichtung mit Teichfolie aus Kunststoff hatte zwei wesentliche Gründe:
- Das organische Material soll langfristig zu einem neuen Bodenhorizont werden und sich in das natürliche Ökosystem integrieren.
- Das Beet muss nicht vollständig wasserundurchlässig sein, sondern soll lediglich den Wasserabfluss verlangsamen und reduzieren.
Daher wurde am Boden des Beetes eine 30–40 cm dicke Rasenschnittschicht aufgebracht, die an den Seitenwänden dünner ausläuft. So bleibt ein gewisser Wasser- und Nährstoffaustausch mit dem umliegenden Boden erhalten.
Die Schichtung des Schwammbeetes
Die Auswahl des organischen Füllmaterials erfolgte nach Verfügbarkeit und Funktionalität:
- Rasenschnitt als wasserspeichernde und abdichtende Schicht
- Totholz als Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für Pilze, Kleinstlebewesen und Mikroorganismen (Wohllebens Waldakademie GmbH & Co. KG, 2023)
- Dicke Äste vom winterlichen Baumschnitt des Campus, als unterste Schicht
- Frischer Baumschnitt zur Förderung des Humusaufbaus (Ackerbaum, n.d.)
- Stroh mit Schweinemist vom nahegelegenen Hof, reich an Stickstoff und Kalium, fördert den Humusaufbau und dient als Lebensraum für Bodenorganismen (Glass, 2021)

Die Materialien wurden schichtweise eingebracht – ähnlich wie bei einer Lasagne. Die unterste Schicht besteht aus größeren Ästen und Zweigen, darüber folgt Rasenschnitt, dann Stroh mit Mist und schließlich weiteres organisches Material. Diese durchdachte Kombination sorgt für eine optimale Wasserregulierung und eine langsame Freisetzung von Nährstoffen.
Fazit
Das Schwammbeet im Leuphana-Waldgarten ist ein Beispiel für eine nachhaltige und innovative Methode, um Bodenqualität und Wasserhaushalt des Waldgartens zu verbessern. Durch die Kombination aus Wasserspeicherung, Humusaufbau und natürlicher Abdichtung wird nicht nur die Biodiversität gefördert, sondern auch die Resilienz der Pflanzen gestärkt.
Quellen:
- Glass, C. (2021, 15. März). Mist als Dünger im Garten verwenden. MyHOMEBOOK. https://www.myhomebook.de/garten/mist-duenger-garten#:~:text=Schweinemist%20ist%20kalt
- Jacke, D., & Toensmeier, E. (2008). Edible forest gardens. Vol. 2: Ecological design and practice for temperate-climate permaculture (Vol. 2, S. 316–321). Chelsea Green Publishing Company.
- J, F. (2021). Die Zähmung der Wassermassen. Forest Guardians Blog. https://blog.forestguardians.net/?p=1297&more=1
- Kranz, V., & Deemter, F. (2021). Praxisbuch Waldgarten. Natürlicher Anbau mit Permakultur (S. 103–106). Haupt Verlag.
- Lapin, K., Schüler, S., Oettel, J., Georges, I., Haslinger, R., & Benger, C. (2021). Maßnahmenkatalog Managementindikatoren zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität in österreichischen Wäldern. Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums. https://www.bfw.gv.at/wp-content/uploads/BFW_masznahmenkatalog_biodiversitaet_0411021.pdf
- Wohllebens Waldakademie GmbH & Co. KG. (2023, März). Totholz im Wald – Lebensraum & Lebensgrundlage. Wohllebens-Waldakademie.de. https://www.wohllebens-waldakademie.de/blog/totholz-im-wald-lebensraum-lebensgrundlage-s83287