Mal eben schnell die Gründüngung ausbringen – Denkste! Im Machen Lernen

Mal eben schnell die Gründüngung ausbringen – Denkste! Im Machen Lernen

Bodenverbesserung vor den Pflanzungen im Leuphana Waldgarten

von Mercedes Schroeder

Mitte Juli 2021 säten wir die Gründüngung am zukünftigen Standort unseres Waldgärtchen auf dem Leuphana Campus aus. Eine Gründüngung ist eine biologische Art den Boden zu verbessern. Es werden Pflanzen gesät, die den Boden mit Stickstoff anreichern (Leguminosen wie Ackerbohne) und den Boden auflockern (Tiefen- bzw. Pfahlwurzler). Die Pflanzen schützen den Boden vor Erosion, also dem Abtragen der Humusschicht durch Wind und Regen. Wenn wir die Wege im Herbst 2021 anlegen und die ersten Sträucher und Bäume pflanzen, sensen wir die Gründüngung und nutzen sie als Mulchmaterial für die Pflanzen. Sandhafer, Sommerwicken und Co. aus unserer Gründüngung wuchsen bereits über den Sommer gut an und wir berichten hier, wie wir die Saat erfolgreich in die Erde brachten und unerwartete Hindernisse dabei manövrierten. Manchmal sind Hürden besonders hilfreich um zu lernen.

Mal eben schnell die Gründüngung ausbringen…

Der Tag begann chaotisch. Unsere Dozentin, welche dabei sein wollte und den Überblick über die Organisation und Materialzugang hatte, war leider nicht erreichbar. Gut, dass wir bereits gut vernetzt waren und das Ziel klar war. Es bestand bereits ein guter Kontakt zur Grünflächenbeauftragten, anderen engagierten Lehrenden der Uni und zu den GärtnerInnen der Universitätsflächen. Gemeinsam konnten wir sowohl das Saatgut, eine Saatmaschine und drei Rechen zusammenbringen. Und weitere Unterstützung kam vom ganzen Campus, den wir noch besser kennenlernten.

Nachdem wir den knapp 20kg schwere Saatgutsack auf der Saatmaschine zur Fläche geschoben hatten, war unser Team aus Studiernden bereit. Dachten wir jedenfalls. Es starteten schon die Ersten von uns und machten dem Beikraut mit dem Rechen Konkurrenz.

Rechen

Andere bereiteten das Saatgut vor. Ihnen fiel beim Lesen der Saatgutpackung auf, dass wir weder Sand hatten, noch wussten, wie viel Saatgut auf wie viel Fläche aufgebracht wird. Geschweige denn, wie wir das Saatgut nach der Aussaat fixieren, damit es nicht wegweht.

1. Unerwartete Herausforderung: Sand

Sand und Saatgut werden gemischt, um während des Säens den Überblick zu behalten, wo man bereits gesät hat und wo nicht. Der Gärtner konnte uns glücklicherweise einen Eimer leihen und gab die Erlaubnis von dem Sandaushub einer Baustelle auf dem Campus uns etwas Sand zu nehmen. Wir mussten nur aufpassen, dass dieser trocken genug war, um die Saatmaschine nicht zu verkleben. Kurzerhand haben wir eins unserer Fahrräder zum Sandtransporter umfunktioniert. Fünf Touren zwischen Sandhaufen und Waldgärtchen später hatten wir genug Sand für die knappen 500m2 zusammen bekommen.

2. Unerwartete Herausforderung: Saatgutmenge

Wir kannten uns auch nicht mit dem Saatgut aus, weswegen wir den Saatguthersteller anriefen. Über drei Warteschleifen erhielten wir schließlich die Information über die richtige Aussaatmenge. Wir hatten jedoch keine Waage oder sonstige Abwiegemöglichkeit. Grob errechnet wussten wir, dass 1/3 des gesamten Sacks auf die Fläche muss, um laut Saatguthersteller „auf jeden Fall genug Saatgut“ auf die gesät zu haben. Der Sand wurde nun also nach Besten Wissen und Gewissen mit Sand und Saatgut vermengt.

3. Unerwartete Herausforderung: Dosierung

Und jetzt auf die Fläche mit der Mischung. Einfach gesagt, schwer getan. Wir alle hatten noch nie mit der Saatmaschine gearbeitet und nach der theoretischen Einführung von dem Besitzer auch keine weitere Hilfestellung mehr bekommen. Doch nach einigen Probereihen und häufigen Einstellen, neu mischen und wieder Probereihen sähen hatten wir den Dreh raus und zogen recht routiniert unsere Reihen.

4. Unerwartete Herausforderung: Walzen

Damit war die Gründüngung gesät. Naja fast. Wir hatten keine Walze oder ähnliches, um das Saatgut dann auch zu fixieren. Es einfach aufzutragen, würde es zu anfällig gegenüber von Wind machen. Somit fragten wir den Gärtner, ob er zufällig Holzplatten habe, welche man sich unter den Füßen schnallen kann. Er verwies dann auf den Tischler auf dem Universitätsgelände, von dem wir alle das erste Mal hörten. Kurz aufs Fahrrad geschwungen, eine halbe Stunde gewartet, und tada wir bekamen neben perfekt zugeschnittenen Holzresten auch kleine Schrauben und Gummiband geschenkt. Außerdem lieh uns der Schreiner seinen Akkubohrer aus, sodass wir die Schuhe individuell anpassen konnten.

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Walzen
5. Unerwartete Herausforderung: Das Wetter

So jetzt ist es aber endlich vollbracht, denkt ihr bestimmt. Dachten wir auch. Doch dann gab es einen kurzen Wetterumschwung, und auch Schauer. Dadurch ist unsere Saatmaschine verstopft und wir haben den Rest per Hand ausgesät. Und dann war die Zeit so fortgeschritten, dass wir gleichzeitig gesät und gewalzt haben. Ein etwas chaotischer, aber doch im Großen und Ganzen sehr erfolgreicher Tag, an dessen Ende wir einen halben Sack Saatgut weniger und einen Rucksack voll praktischem Wissen mehr hatten.

Aktueller Stand auf der Fläche

Mittlerweile ist erkennbar, dass die Gründüngung großflächig angewachsen ist. An einigen Stellen wächst sie zwar besser als an anderen, aber diese Unterschiede sind wahrscheinlich Schatten-bedingt erklärbar. Außerdem beeinflusst der Wasserbedarf der näherliegenden Bäume (bspw. Birke) vermutlich das Wachstum der Gründüngung. Mittlerweile sind wir unserer Dozentin dankbar. Dadurch, dass alles vorbesprochen war und wir das Ziel fest vor Augen hatten, haben wir selbstorganisiert viel gelernt.

Bleib dabei und hilf mit

Meldet euch unter waldgarten@leuphana.de, wenn ihr:

  • …die Beschaffung der Pflanzen mit einer Spende unterstützen wollt
  • …Lust habt euch aktiv bei Pflanzungen und Pflege einzubringen
  • …mit kleinen Updates auf dem Laufenden gehalten werden möchtet.

Wir freuen uns auf viele tolle Begegnungen im Leuphana Waldgarten, auf gemeinsames Lernen, Wachsen und Naschen!

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